Neue Kraft für müde Pfarrerseelen

idea Spektrum, 3/2017

 

Barsinghausen. Im evangelischen Zentrum „inspiratio“ (Barsinghausen bei Hannover) suchen immer mehr Pfarrer Erholung und Ausgleich von der Überlastung in ihrem Beruf. Das berichtete der Leiter der Einrichtung, Pastor Guido Depenbrock, idea. Zwei Jahre nach der Gründung sei das Haus der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers meist ausgelastet. Für einige der sechswöchigen Kurse, an denen sechs Mal im Jahr bis zu neun Personen teilnehmen können, gebe es mehr Anmeldungen als Plätze. Vor zwei Jahren lag die Zahl der Gäste bei 32, 2016 waren es bereits 50. Pfarrer, die sich erschöpft und überlastet fühlen, sollen dort die Ursachen dafür herausfinden und eine Auszeit vom Alltag nehmen können. Dabei gehe es nicht um die Therapie, sondern die Vorbeugung und vereinzelt die Nachsorge von Burn-out-Erkrankungen, sagte Depenbrock.

Auch die Kirchenkrise ist ein Grund
Die Gründe für seelische und körperliche Erschöpfung sind nach Angaben des Pastors vielfältig. Pfarrer müssten sich in hohem Maße selbst motivieren. Das sei für längere Zeit schwierig. Hinzu komme die „Krise des Glaubens und der Kirche“. Pfarrer müssten nicht nur den Glauben in einer säkularen Gesellschaft verteidigen, sondern zugleich den Rückbau der Kirche organisieren. „Frühere Generationen konnten Kirchen und Gemeindehäuser neu bauen, heutige müssen häufig Gebäude entwidmen, Gemeinden fusionieren und Arbeitsbereiche schließen.“ Das führe auch zu negativen Rückmeldungen von der Gemeindebasis. Belastend sei für Pfarrer ferner die ständige öffentliche Präsenz: „Hier finden sie einen Schutzraum hinter dicken Klostermauern, in dem sie Distanz zur Arbeit finden.“

Bis zu 20% der Pfarrer sind betroffen
Die Zielgruppe des Hauses „inspiratio“ sind nach Angaben des Leiters Pastoren, „die spüren, ich bin erschöpft, das geht nicht mehr lange gut“. Das drücke sich in körperlichen Symptomen wie Schlaf- und Appetitlosigkeit oder in Niedergeschlagenheit und Antriebsschwäche aus. Seiner Schätzung nach geht es 20% der Pfarrer so. In der Einrichtung, die sich das Kloster Barsinghausen seit Ende 2014 mit einer geistlichen Gemeinschaft von fünf Schwestern teilt, gibt es Einzel- und Gruppengespräche sowie kreative und sportliche Angebote.

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